Eigentlich wollte ich Machu Picchu auslassen. Zu teuer, zu viel los. Aber zum Glück habe ich mich überreden lassen mitzugehen. Es war großartig, und das bereits auf dem Hinweg mit dem Zug!

Die beste Zeit für Machu Picchu ist laut Volksmund die Trockenzeit. Ich war Anfang Januar dort, mitten in der Regenzeit, wenn Wolken oft die Sicht versperren und Platzregen den Erkundungsdrang hemmt.

Los ging es morgens um 5:30 Uhr mit dem ersten Bus. In der Schlange: lauter Regenponchos. Oh no.

Oben angekommen hat uns Freddy1 angesprochen. Ob wir denn einen guide bräuchten. Ja, brauchen wir. $20 kostet der Spaß.

Wir stapften los, durch den Nebel, der nur selten Ausblicke freigeben wollte. Auf dem Abstecher zur Inca bridge, einem von ehemalig zwei Zugängen zu Machu Picchu konnten wir jedoch die Baukunst der Inca bestaunen. An senkrechten Wänden bewahren Terassen und Steinmauern den Weg vorm abstürzen - und das schon seit 600 Jahren!

Freddy hielt dem Nebel mit allerlei Trivia entgegen. Wie es der Fall bei den meisten Ruinen der Inca ist, ist auch über Machu Picchu kaum etwas bekannt. Das geht schon beim Namen los - denn Machu Picchu ist der Name des Berges, der über den Ruinen tront. Tatsächlich wird es auch nicht Matschu Pitschu ausgesprochen, sonder Matschu Pichtschu2.

Wie auch immer, nach Machu Picchu kam man früher nur zu Fuß. Selbst der Inca konnte sich auf der Reise zu seiner Residenz keiner Sänfte erfreuen. Die Wege waren zu steil, das heraus- und herunterpurzeln zu wahrscheinlich.

Erst wurden die Terassen gebaut, die der Stadt als Fundament und Agrarfläche dienten. Die Steie wurden großteils aus dem zentral in der Stadt liegenden Steinbruch gewonnen. Praktisch, da muss man nicht so weit schleppen. Die 5000 Arbeiter haben trotzdem 60 Jahre gebraucht bis für die 700 Einwohner alles fertig war. 40 Jahre später kamen die Spanier, die Stadt wurde aufgegeben und verfiel. Kurzer Spaß!

So erzählte Freddy… und dann lichtete der Nebel sich allmählich.

Was Machu Picchu für mich ausmacht sind nicht nur die Ruinen - beeindruckend groß, aber bessere Handwerkskunst (da nicht wie in Machu Picchu aus Granit sondern aus weniger hartem Gestein) gibt’s zum Beispiel in Pisaq oder gar Sacsayhuaman3. Nein, Machu Picchu ist großartig wegen der Ruinen und der Bergkulisse vor der es liegt. Sieht man natürlich nicht bei Nebel, aber der war mittlerweile passé.

Mir ist es nicht gelungen, das gut auf einem Foto festzuhalten! Etwa so, nur 14x beeindruckender (ich hab hier etwas vorgegriffen, das Foto entstand erst am folgenden Tag).

Es gibt viel zu sehen. Terassen, Tempel, das Quartier der Handwerker, jenes des Adels und der Priester, der einem Amphitheater ähnelnde Dorfplatz, noch immer fließende Quellen.

Viele Gebäude, die konstant von Moos und sonstigem Gewächs befreit werden müssen, damit diese weder Stein noch Mörtel zersetzen. Damit beschäftigt ist eine halbe Armee mit Pinseln, Schabern und Leitern bewaffneter Hausmeister.

So ging unser erster Besuch in Machu Picchu zu Ende, aber wir hatten ja noch ein zweites Ticket für den nächsten Tag 😉.

Der ging ähnlich los - im Nebel. Aber diesmal wollten wir nur Huayna Picchu, einen der Berge oberhalb von Machu Picchu, besteigen. Also zielstrebig vorbei an den newbies und ab ins Herz der Ruinen und… Stille? Ja, tatsächlich haben wir 15 Minuten lang keine Menschenseele gesehen oder gehört, denn die waren alle im Nebel auf den Terassen die wir am Vortag gesehen hatten. Hah!

15,8294 Stufen muss man erklimmen um auf dem Gipfel Huayna Picchu zu stehen. Was man auf dem Weg wegen der üppigen Flora nicht wahrnimmt: man geht an einer fast senkrechten Felswand empor. Warum genau die Inca den Berg erschlossen ist nicht klar, vermutlich gibt es religiöse Gründe. Jedenfalls sahen vor mehreren hundert Jahren die Baumeister diesen steilen Berg und dachten sich: der braucht ein paar Terassen auf dem Gipfel!

Oben angekommen wurde schnell klar, dass es sich gelohnt hat. Der Blick über Machu Picchu, das Tal des Urubamba und die teils in Wolken gehüllten Bergkämme der Anden war atemberaubend.

Dann ging’s wieder bergab und zurück nach Aguas Calientes, zu einem Hamburger Restaurant und dem Zug zurück nach Cusco.

Es hat sich total gelohnt! Das war bislang der beeindruckenste Ort auf meiner Reise.

Ps: ich habe meinen ersten Wikivoyage Beitrag zu dem Thema geleistet 🍾


  1. Top guide. Er hat sich 4 Stunden Zeit für uns genommen, war sehr angenehm und pedagogisch super! ‭+51 957 089 436 ↩︎

  2. Kleiner aber wichtiger Unterschied, denn in Quetschua bedeutet “Pitschu” etwas ganz anderes 🍆 ↩︎

  3. Lies das mal laut 💁‍♀️ ↩︎

  4. Okay, 1000‬ ↩︎